Kolonisation
Die Kolonisation des Banats nach der Türkenzeit insbesondere mit Auswanderern aus Lothringen und Luxemburg (Südbelgien, Provinz Luxemburg).
Mit der Schlacht bei Mohatsch im Jahre 1526 begann in Ungarn die Türkenzeit (im Banat 1552 mit dem Fall der schweren Sumpffeste Temeschwar). Das ungarische Heer wurde von den Osmanen vernichtet und mit ihm das Königreich der Ungarn.
Der Friede von Passarovitz am 21.07.1718 zwischen Österreich und der Türkei beendete nach mehr als 190 Jahren in Ungarn (im Banat nach mehr als 160 Jahren) die osmanische Besetzung. Während der Zeit unter türkischer Verwaltung waren Städte, Dörfer, Burgen, Kirchen und Klöster nach und nach geplündert und zerstört, die Bevölkerung ermordet oder als Gefangene abtransportiert worden.
Wer fliehen konnte war geflohen. Von über 4 Millionen Ungarn sollen nach Ende der Türkenzeit nur noch 1,5 Millionen vorhanden gewesen sein. Das menschenleere, total versumpfte und heruntergekommene Land benötigte daher dringend Zuwachs an fleißigen Bauern und Handwerkern.
Auf Antrag von Prinz Eugen von Savoyen wurde das Banat zur kaiserlichen Provinz ernannt (Krondomäne), mit der Provinzhauptstadt Temeschwar.
Das Banat ist Teil der pannonischen Tiefebene. Unter einem „Banat“ verstand das Ungarn des Mittelalters eine Grenzmark, ein Gebiet das unter der Verwaltung eines „Bans“ stand, einem Statthalter des ungarischen Königs. Heute wird darunter das Gebiet verstanden, das nach dem Frieden von Karlowitz 1699 als „Temeschwarer Banat“ bezeichnet wird. Es ist im Norden begrenzt durch die Marosch, im Westen von der Theiß, im Süden von der Donau und im Osten durch das Karpatenland. Das Banat hat eine Fläche von 28.523 qkm und ist damit in etwa so groß wie Belgien. Mit der Auflösung der Donaumonarchie 1918 unterlag das Gebiet einer politischen Neuordnung. Rumänien erhielt rund 18.000 qkm der Fläche, Jugoslawien 10.000 qkm und Ungarn den Rest.
Nach einer Konscription, die Graf Claudius Florimund Mercy (lothringischer Feldmarschall, Unterfeldherr von Prinz Eugen und kommandierender General im kaiserlichen Banat sowie erster Präsident der Banater Landesadministration) im Jahre 1717 anfertigen ließ, gab es im Banat nur 663 Dörfer/Städte mit 21.289 Häusern und ca. 90.000 Einwohnern. Ehemalige (geflohene) Untertanen wurden zur Ansiedlung in wiederbelebte Ortschaften bewogen. Handwerker und Angehörige des Armeetrosses kamen zum Bau von Kasernen und Befestigungsanlagen aus dem Deutschen Reiche und aus österreichischen Landen. Ihnen wurden 2 Freijahre versprochen. Bergleute aus Tirol, Steiermark, Sachsen und Böhmen wurden im Banater Bergland angesiedelt. Sie waren von Kopfsteuer und Militärdienst befreit. Von 1711 bis 1750 wurden ca. 800 Dörfer in Ungarn von deutschen Siedlern neu gegründet.
Die umfangreichsten Siedlerströme kamen in den drei „Schwabenzügen“ in das Banat.
Die Siedler in den „Schwabenzügen“ kamen vornehmlich aus dem Südwesten des damaligen Deutschen Reiches, vornehmlich aus Lothringen, aus dem Bistum Trier, aus dem Saarland, aus der Pfalz und aus „Luxemburg“, wobei es sich hier häufig um die „Belgische Provinz Luxemburg“ handelt. Einige Wenige Ansiedler kamen aus Franken, Hessen, Baden, Württemberg, Elsaß und aus dem Sauerland (Westfalen).
Der Begriff „Schwabenzug“ wurde von dem Schriftsteller Adam MÜLLER-GUTTENBRUNN geprägt. Obwohl nur wenige Siedler wirklich aus Schwaben kamen, hat sich die Bezeichnung „Schwabe“ im allgemeinen Sprachgebrauch so eingebürgert. Die Bezeichnung „Schwabe“ für einen Deutschen ist auch heute noch auf dem Balkan sehr verbreitet.
Im Deutschen Reich gab es zwei starke Häuser: die Wittelsbacher, die in Bayern herrschten und die Habsburger. Letztere hatten die Vormachtstellung in den Deutsch-Österreichischen Erblanden, stellten den Deutchen Kaiser und bestimmten daher die Siedlungspolitik in den zurückeroberten Gebieten Südosteuropas
Die erste Kolonisation:
(erster Schwabenzug, 1723-1726, karolinische Siedlungsperiode unter Karl VI. 1718-1737)
Die Bevölkerung des Banats bestand nach der Wiedereroberung durch kaiserliche Truppen hauptsächlich aus Walachen (Rumänen), Raitzen (Serben) und Ungarn, die als Viehhirten ihre Tiere über die Prädien begleiteten. Griechische und jüdische Minderheiten betrieben als türkische Untertanen geringen Warenhandel. Zigeuner waren unter den Türken auf Gold- und Silberhandwerke spezialisiert. Ackerbau wurde nur unwesentlich und für den Eigengebrauch betrieben. Nach dem Frieden von Passarowitz erhielt das Banat die Sonderstellung einer Krondomäne mit eigener Verwaltung. Die Wiener Hofkammer begann 1722 auf Anordnung von Kaiser Karl VI mit der Kolonisation der verödeten und menschenleeren Gebiete.
Da das Land nach der Vertreibung der Osmanen zum größten Teil aus Sümpfen bestand, wurden anfänglich vornehmlich höher gelegene Randgebiete der Banater Heide besiedelt. Erst nach dem Bau des Begakanals und der Austrocknung der Sümpfe war es möglich, weiteres Land zu erschließen. Die bäuerlichen Kolonisten (sie mußten allesamt katholisch sein; der Regent bestimmte die Religion seiner Untertanen) kamen aus allen Ländern des damaligen deutschen Sprachraumes, aus Luxemburg, der belgischen Provinz Luxemburg, dem Elsaß, aus Lothringen, Südtirol und aus Spanien. Etwa 3.000 Familien fanden eine neue Heimat im Süden und im Norden des Banats. Die Neuansiedler wurden in bereits bestehende Siedlungen (Perjamosch, Groß-St-Peter, Sarafol und Groß-St.Nikolaus) untergebracht, sofern sie nicht mit Gewalt von den ungarischen Grundherren „abgeworben“ wurden. Die Ansiedler lebten in dürftigen Verhältnissen und litten große Not. Viele Menschen überlebten ihre Ansiedlung im versumpften Ungarn leider nicht. Der Begakanal, der die Sümpfe entwässern konnte (Banater Heide), wurde erst 1728-1733 gebaut und 1753 endgültig fertiggestellt.. Von den rund 15.000 Siedlern des ersten Schwabenzugs raffte das Sumpffieber die Meisten dahin. Die Sterberaten waren extrem hoch. Auch die Greueltaten der 1738 erneut in das Banat eingefallenen Türken dezimierte die Bevölkerung. Von 1737 bis 1739 kamen nur ca. 3.000 Personen ins Land. Sie wurden in bereits bestehende Dörfer untergebracht, aus denen die Bewohner geflohen oder verstorben waren. Saderlach wurde mit Schwarzwälder Familien besiedelt, Mercydorf mit italienischen Siedlern und Südtirolern, die den Seiden- und Reisbau vorantreiben sollten. Aus Bosnien kamen etwa 500 katholische Clementiner nach Rekasch (Bosnien war muslemisch) und etwa 1000 katholische Bulgaren nach Winga und Alt-Beschenowa.
Nach dem Türkenkrieg von 1738 waren von den 55 Orten, in denen insgesamt ca. 20.000 deutsche Siedler gewohnt hatten, nur noch die Hälfe vorhanden. 28 zerstörte Dörfer wurden nicht wieder aufgebaut und besiedelt. Nachdem ein Infanteriebataillon 1738 die Pest in die Festung Temeschwar eingeschleppt und der Türkenkrieg zur Massenflucht aus dem südlichen Banat geführt hatte, war der erste Schwabenzug so gut wie vernichtet. Nach dem Frieden von Belgrad (1739) wurde erneut versucht, deutsche Handwerker, Bauern und Kaufleute zur Ansiedlung anzuwerben. Vor allem Facharbeiter waren erwünscht zur Sanierung und zum Bau von Festungsanlagen und zum Wiederaufbau der zerstörten Städte. Viel getan hat sich jedoch nach 1739 auf siedlungspolitischem Gebiet unter Kaiser Karl VI nicht mehr. Er verstarb am 20.10.1740. Nachdem der ungarische Reichstag die Pragmatische Sanktion anerkannte, mit der Karl VI seine Tochter zu seiner Nachfolgerin bestimmt hatte, war der Weg der erst 23 Jahre alten Maria Theresia zum Herrscheramt und zur Thronbesteigung frei. In den ersten Jahren ihrer Regierung wurden kaum neue Kolonisten im Banat angesiedelt, da sie durch den Erbfolgekrieg (1748) um Schlesien und dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763) finanziell gebunden war. Um ihre Kriegsschulden bezahlen zu können, verpfändete Maria Theresia das Banat für 10 Millionen Gulden an die Wiener Stadtbank. Die Bank stand allen Investitionen im Banat ablehnend gegenüber. Kriegssorgen, Geldmangel und eine siedlungsfeindliche Einstellung beteiligter Staatsämter verhinderten eine größere Siedlungsaktion. Es gibt jedoch eine frühteresianische Kolonisierungsperiode von 1740-1752. Neben Rumänen aus der kleinen Walachei und Bulgaren kamen etwa 2.500 deutsche Siedler in das Banat (Neubeschenowa, St. Andreas, Tschanad). Die neue Grenzlage der Krondomäne nach dem Türkenkrieg machte auch die Einrichtung einer neuen Militärgrenze im Südbanat erforderlich. Ab ca. 1748 begann dann auch die „französische“ Kolonisation des Banats mit der Auswanderung aus Lothringen und den angrenzenden Gebieten. Der Begakanal wurde 1759 unter der Leitung des holländischen Ingenieurs Max Fremaut erweitert, mit der Temesch durch ein Schleusensystem verbunden und stand als Schiffahrtsweg den ankommenden Kolonisten zur Verfügung.
Die zweite Kolonisation:
(zweiter Schwabenzug 1763-1770, Theresianische Kolonisation 1744-1773) Neues Land für die Kolonisten
Viele Prädien (etwa 90 brachliegende Weidegründe) in der nordbanater Heide (diese wollte die Hofkammer besiedeln) waren von der Wiener Hofkammer 1763 noch an die Prädien-Kompagnie (Viehzüchter-Handelsgesellschaft) verpachtet. Die Viehzüchter hielten auf den gepachteten Weiden riesige Viehherden (über 50.000 Tiere) und sabotierten mit allen Mitteln die dringend erforderliche Besiedlung der Prädien mit Bauern und Handwerker. Die in der Heide lebenden Serben und Rumänen bauten nur für den eigenen Bedarf an und lagen daher nicht im Interessenkonflikt mit den Viehzüchtern. Die Befehle Maria Theresias, ankommende Kolonisten nicht nur in bestehende Dörfer (die schnell überbelegt waren) einzuweisen, sondern neue Dörfer auf den Pußtaweiden zu errichten, wurden häufig nur verzögert ausgeführt oder sogar ignoriert. Der Einfluß der Viehzüchter reichte bis in die Banater Landesadministration in Temeschwar, die für Ansiedlung und Ortsgründung zuständig war. Ab 1766 wurden darum Teile der Prädien allmählich der Pacht entzogen und konnten somit in größerem Umfange besiedelt, bebaut und beackert werden. Der Boden, den die Kolonisten vorfanden und der ihnen zugeteilt wurde, war jedoch größtenteils verkrautetes, verholztes und stellenweise noch immer versumpftes Brachland. Viel Fleiß und Arbeit war nötig, um es von Unkraut, Sumpfrohr und Dornengestrüpp zu säubern und anschließend zu beackern. Schon 1766 übertrafen die Steuereinnahmen (42.000 Gulden) aus der neuen“Kornkammer“ die Pachtgebühren (30.000 Gulden) für die Weiden. Die Kornkammer Banat war zur besten Steuereinnahmequelle der Krone geworden.
In der Theresianischen Siedlungsperiode sind ca. 11.000 Familien mit ca. 42.000 Personen in das Banat eingewandert. Für die Ansiedlung der Kolonisten waren 1762-1772 jährlich 200.000 fl (Gulden) bereitgestellt worden. Die Gründung von 30 und die Erweiterung von 27 weiteren Ortschaften hat den Fiskus jedoch 2 Millionen rheinische Gulden gekostet.
Erst nach dem Frieden von Hubertusburg (1763) zwischen Preußen, Österreich und Sachsen, wurde die Ansiedlungstätigkeit wieder in größerem Umfange aufgenommen. Die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei erließ am 25.02.1763 das theresianische Kolonisationspatent, mit dem Offiziere, Unteroffiziere, entlassene Soldaten und invalide Militärangehörige zur Ansiedlung aufgerufen wurden. Es wurden Orte errichtet, die nichtmehr am höher gelegenen Heiderand lagen, wie beim ersten Schwabenzug, sondern iim westlichen Brachland in der Heidemitte (im ehem. Sumpfgebiet), das inzwischen durch den Bau des Begakanals entwässert war.
Errichtet wurden die Dörfer Albrechtsflor, Billed, Bogarosch, Charleville, Gottlob, Grabatz, Großjetscha, Hatzfeld, heufeld, Kleinbetschkerek, Kleinjetscha, lenauheim, Lunga, Marienfeld, Mastort, Nero, Ostern, Pesag, Seultour, St.Hubert, Triebswetter, Warjasch, Wiseschdia.zu besiedeln. Die Außengrenzen der Monarchie mußten dringend gesichert und aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus weitere Untertanen zur Ansiedlung aufgerufen werden („ubi populus, ibi obolus“). Mit dem gleichen Patent wurden daher 1764 auch Reichsuntertanen zur Besiedelung des Banats aufgerufen. Ihnen wurden eine sechsjährige Steuerfreiheit versprochen, freies Bau- und Brennholz, 24 Joch (1 Joch= 5.755 qm) Acker, 6 Joch Wiesen, 6 Joch Weiden und 1 Joch Hausgrund.
Handwerker erhielten eine 10-jährige Steuerfreiheit. Auch im zweiten Schwabenzug wurden nur Katholiken zur Ansiedlung zugelassen. Protestanten wurden entweder mit Stockschlägen vertrieben oder bereits bei der Durchreise in Wien „bekehrt“. Sie mußten sich bereit erklären, zum katholischen Glauben über zu treten.
Die dritte Kolonisation:
(dritter Schwabenzug 1782-1787, Josephinische Kolonisation unter Josef II). Josef II war ein Bewunderer von Friedrich II von Preußen. Er empfand die Kaiserkrönung als eine „lächerliche, veraltete Zeremonie“. Als er an die Macht kam, ließ er sich nicht in Ungarn zum König der Madjaren krönen, sondern die Stephanskrone wie ein Museumsstück von Budapest nach Wien transportieren. Das erzürnte den standesbewußten ungarischen Adel und entfachte einen dauerhaften Konflikt mit dem Adel, dessen Hilfe Josef II. dringend bedurfte, denn er versuchte die Streitigkeiten zwischen Katholiken und Protestanten in Ungarn zu verringern. Seine Vorgänger hatten bisher versucht, die römisch-katholische Religion in Ungarn, das überwiegend calvinistisch war, zu stärken. Josef II unterschrieb 1781 das „Toleranz-Edikt“. Beim dritten Schwabenzug waren daher auch Protestanten zur Ansiedlung zugelassen. Die Region südlich von Temeswar war noch nicht vollständig besiedelt, Kurz nach seiner Kronbesteigung am 21.09.1782 begann Josef II. mit einer Besiedelungsaktion, die bis 1787 dauerte.
Das kaiserliche Ansiedlungspatent versprach Glaubens- und Gewissensfreiheit, jeder Familie ein neues und bequemes Wohnhaus mit Garten, zusätzlich Grund, Boden, Ackergeräte, Zucht- und Zugtiere für die Ackerbau betreibenden Familien. Handwerker erhielten zusätzlich 50 Gulden zur Anschaffung von Geräten, sowie freie Fahrt und Verpflegung für alle von Wien bis zum Orte der Bestimmung. Es entstanden 14 neue Ortschaften. Etwa 3.000 Familien sollen in ihnen sowie in bereits bestehenden Ortschaften Unterkunft gefunden haben, allerdings jetzt auf ungarischem Staatsgebiet..Da das sündliche Banat wieder Kriegsschauplatz wurde (Josef II und die russische Zarin Katharina II erklärten der Türkei den Krieg),
mußte die Besiedelung des Banats eingestellt werden. Nach 1789 wurde die
staatlich geförderte Besiedelung eingestellt. Vereinzelt kamen noch Siedler auf private Gründe bis 1829. Wer danach noch einwandern wollte, mußte ein Barvermögen von 500 Gulden nachweisen.
Die „französische“ Kolonisation Bei dem Begriff „französische Kolonisten/Kolonisation“ handelte es sich um Kolonisten, die aus Deutsch- und Französisch-Lothringen, aus dem Elsaß und aus den an das Elsaß und Lothringen angrenzenden französischen Departements stammten und um jene, die aus Luxemburg und Südbelgien (Provinz Luxemburg) kamen. Es galt als Grundsatz während der Banater Kolonisation, die aus einem Herkunftsraum stammenden Ansiedlerfamilien möglichst in einem Dorfe anzusiedeln. Daran wurde Jahrzehnte lang festgehalten.
Die Herkunftsorte der Siedler der Banater Franzosendörfer St. Hubert, Charleville, Seultour, Mercydorf, Triebswetter, Ostern, Gottlob, Hatzfeld, Klein-Jetschka, Segenthau usw. liegen südwestlich der deutsch-französischen Sprachgrenze im Bereich Metz- Saargemünd-Saarbourg-Nancy. Die Herkunftsangabe „ex Chateau-Salins“ kommt in den Kirchenbüchern extrem häufig vor. Die Luxemburger waren in Deutsch-Rekasch stark vertreten. Lothringer und Luxemburger sind jedoch historische Begriffe, die sich mit den heutigen Gebieten nicht ganz decken. Orte, die heute in Rheinland-Pfalz und im Saarland liegen, werden in den Ansiedlerlisten als lothringisch bezeichnet, während Orte im Kreis Saarburg und Bitburg ehemals luxemburgisch waren. Die belgische Stadt Arlon wird als luxemburgisch angegeben. Mit der Bezeichnung „aus dem luxemburgischen“ ist oftmals die Provinz Luxemburg in Belgien gemeint. Es muß bei der Lokalisierung der Herkunftsorte der französischen Kolonisten des Banats stets die ehemalige territoriale Zersplitterung der Abstammungsländer beachtet werden.
Ab ca. 1748 begann die „französische“ Kolonisation des Banats mit Auswanderungen aus Lothringen und den angrenzenden Gebieten. Die lothringischen Kolonisten, die im Sommer 1748 Neu-Beschenowa gründeten, mußten auf Weisung von Maria Theresia militärisch ausgebildet werden, damit sie im Kriegsfalle als Soldaten eingesetzt werden konnten. Bis 1750 entstanden auch die Ortschaften St. Andreas und St. Martin. Welsch und Deutschlothringer besiedelten in einem ersten Massenschub St. Andreas. Mercydorf (Mercyfalva, benannte nach dem lothringischen General Mercy, der das Banat kommandierte), einer 1735 nur von Italienern gegründeten kleinen Siedlung (die einzige ital. Siedlung im Banat), erhielt kräftigen Zugang, wie auch in der Zeit von 1763-1766 beim zweiten Massenschub. Mercydorf bestand 1756 aus nur einer einzigen Gasse und beherbergte bereits 21 lothringische Familien. Bedingt durch weitere Nachschübe 1769-71 mußten weitere Gassen gebaut werden. Mercydorf wurde dadurch ausgesprochen „französisch“. Ober-Lothringen, ursprünglich mit deutscher Bevölkerung, wurde schon früh „franzosisiert“. Im Polnischen Erbfolgekrieg von den Franzosen besetzt, war es im Wiener Frieden 1738 dem Gemahl von Maria Theresia als Herzogtum genommen (er erhielt dafür die Toscana) und als Pfründe dem polnischen Exkönig , dem von Frankreich protegierten Stanislaus Leszczinsky, zugefallen. Ober-Lothringen fiel 1766 nach dem Tode von Stanislaus vertragsgemäß an Frankreich. Hinzu kamen noch die umfangreichen Lehensherrschaften Falkenberg (Faulque Mont), Forbach, Püttlingen (Puttelanges) und Mörchingen (Morhange). Auch Luxemburger Distrikte wurden an Frankreich abgetreten (z.B. 1769 die Freiherrschaft Rollingen).
Die Verelendung Lothringens unter Polenkönig Stanislaus Leszczinski (1733-1766) hatte aus fast allen lothringischen Dörfern Familien nach dem Südosten verschlagen. Die französische Regierung ging nicht gerade zimperlich mit den neuen Untertanen um. Sie beutete die Bevölkerung durch hohe Steuerlasten aus und unterdrückte sie. Ausgesandte und für die Ansiedlung im Banat werbenden Emissäre fanden daher insbesondere bei den Lothringern und Luxemburgern offene Ohren, zumal die Aussicht, im fruchtbaren Ungarnland unter Maria Theresia, der Gemahlin des eigenen legitimen Herzogs eine neue Heimat zu finden, vielen Untertanen durchaus gefiel. Zahlreiche Kolonisten, darunter viele Luxemburger, wurden 1765/66 auch geworben von dem im markgräflich badischen Dienst stehenden Freiherr Franz Valerius von Hauer. In den Jahren 1765-1766 kamen 3141 Familien mit ca. 14.000 Personen in das Banat.
Die gewährte „Antizipation“ mußte nach 3 Freijahren zurückbezahlt werden. Kontrolliert wurde gewährte Hilfe über das „Antizipationsbüchel“. Das 1765 errichtete Dorf Billed war das erste Dorf inmitten der Banater Heide, die nach und nach erschlossen wurde. Das Jahr 1769 (Hungerjahr) leitete eine ungeahnte Auswanderungswelle aus dem Südwesten Deutschlands und den angrenzenden Ländern in das Banat ein. Es kamen 781 Familien in das Banat. Mehr als ursprünglich vorgesehen waren. Trotz Emigrationsverbot und massiven Eingriffen der französischen Regierung, bildeten Lothringer und Luxemburger wiederum die Hauptmasse der französischen Kolonisten, als die Auswanderungswelle im Jahre 1770-71 ihren Höhepunkt erreichte.
Meist mußten die Kolonisten heimlich wegziehen, da sie die Ausreiseerlaubnis von den örtlichen Herrschaften nicht bekamen. Doch die Tatsache, in der neuen Heimat persönlich frei zu sein und Haus und Hof in Erbpacht zu bekommen, reizte manch unterdrückten Untertanen, bei Nacht und Nebel sein Bündel zu schnüren und heimlich zu verschwinden. Bis Ende 1770 waren 3.276 Familien mit mehr als 10.500 Personen (die Hälfte davon Lothringer und Luxemburger) in das Banat eingewandert. Sie konnten in den bereits bestehenden überfüllten Orten kaum noch untergebracht werden. Von 1770 bis 1773 kamen 4.935 Familien mit 16.889 Personen in das Banat. Insgesamt gesehen standen die französischen Untertanen deutscher und französischer Muttersprache in der Kolonisation des Banats durch Maria Theresia zahlenmäßig an der Spitze. Französiche Kolonisten wurden in Mercydorf, Bruckenau, Jarmatha, Mastort, Heufeld, Neu-Beschenova, Hatzfeld, Groß-Jetscha, Csatad, Bogarosch, Grabatz, Deutsch-Beschenova, Billed, Marienfeld, Neu Arad, Segenthau,Weißkirchen und Szöllös einquartiert.
Albrechtsflor entstand 1770. Die Franzosendörfer St. Hubert, Charleville und Seultour entstanden 1771, die Orte Ostern, Gottlob und Triebswetter wurden 1772 durch französische Kolonisten errichtet. Deutsch-Rekasch erhielt Zuwachs hauptsächlich durch Luxemburger. 1771 entsteht das Dorf Reschitze, 1773/74 im Banater Bergland der Ort Steierdorf. Die Wiener Hof war alsbald gezwungen, die Kolonisation vorübergehend einzustellen. Die mit der Ansiedlung betraute Administration hatte gerade zu dem Zeitpunkt versagt, als die Masseneinwanderungen aus Lothringen und Luxemburg das Banat überfluteten.
Die Kolonisation brach zusammen. Die Auswanderer konnten nicht mehr untergebracht (einquartiert) werden. Die Administrationsräte und Distriktsbeamte in Temeschwar, welche die Katastrophe durch rechtzeitigen Häuserbau und durch örtliche Maßnahmen bei der Hygienevorsorge und der ärztlichen Betreuung hätten verhindern können, waren meist Adelige, die aus Standesgründen den persönlichen Kontakt zu den bäuerlichen Einwanderern und einfachen Handwerkern vermieden. Im Mai 1770 waren nur 900 Familien notdürftig untergebracht gewesen, im Herbst desselben Jahres bereits über 2.300 Familien mit vielen Kindern, zusammengepfercht und nur notdürftig ernährt. Sie erkrankten bald am Sumpffieber, an Ruhr und besonderst an Typhus (Petetschenfieber). Die katastrophalen hygienischen Verhältnisse waren Schuld an ausbrechenden Seuchen und Infektionskrankheiten. Von wochenlanger Anreise ermüdet und von ungenügender Verpflegung geschwächt, hatten viele von ihnen, vor allem ältere Menschen, keine Widerstandskraft mehr und verstarben. Trotzdem die offizielle Werbung für das Banat eingestellt worden war, wanderten 1771 und 1772 nochmals zahlreiche Kolonisten ein. Danach gab es noch eine spättheresianische Siedlungsperiode bis ca. 1778. Am 29.11.1780 starb Maria Theresia. Die „Landesadministration des Temeswarer Banates“ wird am 06.07.1778 durch kaiserlichen Beschluß aufgelöst und das Banat in ungarische Verwaltung übergeben. Mit der Verkündung des „Toleranzpatents“ von Kaiser Josef II in Ungarn am 26.10.1781 konnten dann auch nicht katholische Siedler in das Banat einwandern.
Die Schiffsreise auf der Donau
Schon 361 n.Chr. nutzten die Römer die Donau für Truppentransporte. Kreuzfahrer des 11. und 12. Jahrhunderts schätzten die Donau als Transportweg ab Ulm. In der Karolinischen, Theresianischen und Josephinischen Ansiedlungszeit spielte Ulm als Hauptsammlungs- und Abfahrtsort in das Banat bzw nach Ungarn nur eine Nebenrolle. Es war vielmehr der Hauptabfahrtsort für alle Russland- und Schwarzmeerdeutschen (überwiegend aus Württemberg), die ab ca. 1800 die Donau mit den „Ulmer Schachteln“, „Ulmer Zillen“ oder „Ulmer Plätten“ (so wurden die ab Ulm verkehrenden „Schiffe“ im 19. Jahrhundert vom Volksmund genannt) befuhren. Dennoch sind in Ulm täglich 20-30 Personen eingetroffen, die in das Banat weiterreisen wollten. Die Schiffsreise auf der Donau in Richtung Ungarn (Banat) begann meist in Ehingen, Biblingen, Lauingen, Marxheim, Donauwörth, Günzburg (gehörte zu Schwäbisch-Österreich) oder in Regensburg. Günzburg und Regensburg waren Hauptsammelort der Auswanderer in das Banat. In Regensburg wurden im Beisein der österreichischen Kommissare die Kolonistenpässe Pässe zur Weiterreise auf der Donau ausgegeben, damit die Passagiere bei Engelhartzell in die kaiserlichen Staaten einwandern durften. In Regensburg ging es hektisch zu.
Dort lief viel Volk aus ganz Süd- und Westdeutschland zusammen, aus Hessen, Franken, Nassau, Westfalen, aus der Rheinpfalz, aus Luxemburg, Elsaß und Lothringen. Die Transportmöglichkeiten auf der Donau in das Banat mußten schon sehr bald erweitert werden. Es mangelte an „Schiffen“. Ungleiche Wasserstände, Stromschnellen, Sandbänke und Felsen im Fahrwasser waren für tiefgehende große Schiffe unüberwindbare Hindernisse. Die „Schiffe“ waren daher leichte, nur für die Talfahrt bestimmte floßartige Ruderfahrzeuge, die der Volksmund „Zillen“ oder auch „Kehlheimer Plätten“ nannte. Sie konnten je nach Größe 20, 80 oder aber auch 150 Passagiere befördern.
Die Flöße waren roh gezimmert und nicht geteert. So konnte man sie in Wien, in Pest oder in einem der ungarischen Häfen auseinandernehmen und die Holzstämme als Brennholz oder im Banat als Baumaterial für die Kolonistenhäuser verkaufen.
In der Mitte trugen die Flöße eine 10 Fuß hohe hölzerne Hütte, die in zwei Kammern geteilt war. Da lag, saß und stand alles übereinander. Außer Haushaltsgeräte nahmen die Kolonisten auch Ackergeräte, Sensen, Sägen, Äxte, Kleider und Haustiere mit. Passagiere, die sich auf der Reise die Übernachtungen und die Verpflegung in Wirtshäusern nicht leisten konnten, nahmen ihre eigenen Strohmatratzen, Kessel und Pfannen sowie Proviant mit. Da in der Nacht nicht gefahren (gerudert) wurde, dauerte die Fahrt bis Wien bei gutem Wetter meist 6-9 Tage. Behinderten Wind und Nebel die Fahrt, konnten es auch 12 bis 14 Tage werden. Die meisten Auswanderer wählten zur Abfahrt die Monate Mai und Juni, da es dann weder zu heiß noch zu kalt für die Reise war. Die Auswanderer mußten Geduld haben und oft tagelang auf die Abreise warten.
Wer mitruderte, fuhr umsonst und erhielt kostenlose Verpflegung (wobei die Schiffsleute nicht gerade Feinschmecker waren !). Für die Reise zahlte man ansonsten einen Kreuzer pro Meile und Kopf. Die komplette Fahrt von Regensburg nach Wien kostete 4 Gulden pro Kopf. Viel Geld für die damalige Zeit und für eine Flußteise die nicht ohne erhebliche Gefahren war. Aufgrund der leichten Bauart der Flöße waren die Passagiere vor allem auf der oberen Donau stets in Lebensgefahr. Klippen, Stromschnellen und Sandbänke behinderten die Schifffahrt. Bei Hochwasser waren die Klippen nicht zu sehen. Manch ein Floß zerschellte oder kenterte in den Stromschnellen und die Reisenden ertranken in den Fluten der Donau.
Mit den Flößen ging es über Straubing nach Passau. In Passau lagen die Schiffe einen Tag, weil die Auswanderer von der österreichischen Verwaltung den ersten Teil ihres Reisegeldes erhielten: 3 Gulden pro Kopf für die Fahrt bis Wien (weitere 3 Gulden pro Kopf gab es dann in Wien für die Weiterreise nach Ungarn). In Engelhartzell an der Bayrisch/Österreichischen Grenze lagen die Schiffe wiederum einen Tag wegen der Zollabfertigung. Die österreichischen Mautner erhoben Gebühren und die Auswanderer wurden einer strengen Visitation unterzogen. Lutherische Bibeln wurden beschlagnahmt und verbrannt. Weiter ging die Reise über Linz. Von dort waren es dann nur noch 3 Tage bis nach Wien.
Vorher mußten noch die gefährlichste Strecke der Donaufahrt, die Düppsteiner Klippen passiert werden (2 Tagesreisen hinter Engelhartzell). Ein großer Felsen inmitten der Donau verursachte dort den von Passagieren und Schiffsleuten gleichermaßen gefürchteten Wirbel. Die Ruder wurden eingezogen und die Fahrgäste von den Schiffsleuten gebeten, ein jeder in seiner Sprache ein Vaterunser zu beten. Dann wurde da Floß den Fluten überlassen, da es nicht mehr zu steuern war. Nach einem weiteren Tag war Wien erreicht. Die Flöße fuhren bei der Mautstation Nußdorf in den Donaukanal und landeten in der Rossau, einem Vorort Wiens. Hier mußten sich die Kolonisten in der Nähe des Donauhafens aufhalten und Informationen über die Weiterreise abwarten. Da die wenigsten Reisenden sich eine Übernachtung im Wirtshaus leisten konnten, mußten sie unter freiem Himmel übernachten und sich dort auch selbst verpflegen. So mancher Kolonist ist bei schlechtem Wetter erkrankt und später verstorben. In Wien mußten sich die Ausreisewilligen bei der Hofkammer melden, sie bekamen ihre Dokumente für das Banat (einen Gewährsschein oder gleich einen Ansiedlungspaß).
War die Stunde der Abfahrt gekommen und die Kolonisten bereits wieder auf ihrem Floß versammelt, erschien ein Bediensteter der Hofkammer und zahlte den 2. Teil des Reisegeldes aus (3 Gulden pro Kopf).für die Weiterfahrt in Richtung Ofen (Budapest). Aus Abrechnungsgründen wurden alle Kolonisten in Wien in ein Verzeichnis eingetragen. („Wiener Abfertigungslisten“). Diese Listen spielen heute bei der Familienforschung eine bedeutende Rolle. Die Kolonisten mußten bei dieser Aktion wahrheitsgetreue Angaben über ihre Herkunft machen, über ihren Beruf und Ihrer Religionszugehörigkeit.
Gab sich jemand als Bauer aus ohne dies zu sein, nur um Grund und Boden im Banat zu erhalten, wurde er ausgepeitscht und abgewiesen. Auch mit der Religion nahm man es sehr ernst. Als Kolonisten wurden nur Katholiken angenommen weil die Krone das katholische Element im ansonsten protestantischen Ungarn stärken wollte.. Wurde jemand verdächtigt, evangelisch zu sein, wurde er mit Stockschlägen verjagt oder zum Pfarrer der Kirche Maria am Gestade zu einer Katechetisierung geschickt. Brachte er von dort kein Attest mit, bekam er keinen Ansiedlerpaß.
Oft war die Schiffsreise schon in Wien oder Ofen (alte Bezeichnung für Budapest) beendet. Jedes Floß wurde irgendwann zu Geld gemacht, da es nicht donauaufwärts zurück nach Hause fahren konnte. Je früher der Floßeigentümer zu Geld kommen konnte, desto eher war die Reise vorbei. Wenn die „Schiffe“ beim „Schanzel“ in Wien ankamen, warteten dort bereits viele „Plättenschinder“ die die Zillen zerlegten und das Holz verkauften. Viele Flöße sind nicht über Wien hinausgekommen. Die Flößer kehrten auf dem Landwege in ihre Heimat zurück, wobei der „Schiffsführer“ gefährlich lebte, denn dieser führte das Geld aus dem Holzverkauf mit sich. Ansonsten ging die Reise auf dem Wasserwege weiter von Wien über Ofen, Peterwardein bis Titel an der Theiß und vor dort dann auf dem Begakanal bis Temesvar (der Begakanal wurde bereits 1728-33 zur Entwässerung der breiten banater Sümpfe angelegt und sollte zwischen Temeschwar und der Theiß als Wasserweg für die Schifffahrt dienen). In den ersten Ansiedlungsjahren verließen die Kolonisten in Pantschowa und Neupalanka ihr „Schiff“, Ab 1736 (bis 1748) wurden sie dann bei Titel von den Banater Behörden übernommen und auf Flößen begaaufwärts gezogen (getreidelt). Durch den Bau von Schleusen wurden Bega und Temesch miteinander verbunden. Die Schiffszieher hatten Schwerstarbeit auf ihrem Treidelweg zu leisten. Oftmals wurden dafür Strafgefangene verwendet wenn keine Lohnarbeiter vorhanden waren. Bei einem Vergleich der Wiener Abfertigungslisten mit den Ansiedlungslisten, kann festgestellt werden, daß die Kolonisten meist innerhalb von 4 Wochen nach Abreise aus Wien im Banat eingetroffen sind.
Mit dem Transport von 1.385 Familien mit 5.568 Köpfen klang im Jahre 1773 die große Siedlungsaktion auf Staatskosten aus. Es wurden dann nur noch vereinzelt Kolonisten auf eigene Kosten zur Ansiedlung zugelassen
Das große Sterben
Das Banat gab es zur Zeit der Kolonisation noch große Sumpfflächen. Im Sommer gingen die flachen und stehenden Gewässer in Fäulnis über und verbreiteten einen abscheulichen Gestank (italienisch: schlechte Luft = mal-aria). In den Sümpfen hatte die Anopheles (Gelsen) ihre Brutnester. Abends fielen diese Stechmücken in Massen in die Ansiedlungen ein und verbreiteten durch ihre Stiche das sogenannte Sumpffieber, die „ungarische Krankheit“ wie die Kolonisten sie bezeichneten. Die Erkrankten litten an Kopf- und Magenschmerzen, Durchfall, Delirium, Durst und Ausschlägen. Sie fieberten stumpf- und teilnahmslos vor sich hin und verloren das Bewußtsein. Eine Heilbehandlung für die Krankheit gab es damals noch nicht. Das Banat wurde im Volksmund zum „Grab der Deutschen“.
Ein Sterben ungeahnten Ausmasses begann im Sommer 1770. Der Tot (Flecktyphus ?) traf Tausende von Menschen im Banat. Allein im kleinen und überfüllten Mercydorf starben 1770 über 220 Personen, davon 144 Neuankömmlinge, im darauffolgenden Jahr nicht viel weniger. Mehrfache Bitten aus der Einwohnerschaft der Dörfer, mehr Ärzte zur Verfügung zu stellen, wurden von der Administration in Temeschwar ignoriert. Das Massensterben wurde von der Administration in Temeschwar vertuscht. Dem Wiener Hof gegenüber wurden nur ein paar Hundert Sterbefälle zugegeben. Es wurde befürchtet, daß eine Untersuchung gegen die verantwortlichen Administrationsräte in Temeschwar eingeleitet werden könnte. Diese hatten nicht rechtzeitig genug den Häuserbau für die ankommenden Kolonisten gefördert. Die Kolonisten wurden vielmehr in überfüllte Dörfer und Häuser zusammengepfercht. Damit wurden katastrophale hygienische Verhältnisse geschaffen.
Angesichts der üblen Lage erhielten die überlebende Kolonisten mit Dekret vom 14.11.1770 freien Abzug. Sie durften sich ggf. auf den ungarischen Kameralherrschaften ansiedeln (Prot Exhib 1771 Nr. 1504, Staatsarchiv Wien), was sie auch taten. Die Hälfte der lothringische Namen, die in Mercydorf aus den Kirchenbüchern seinerzeit verschwanden, tauchen jedoch später in Triebswetter wieder auf, andere in St. Hubert, Charleville, Seultour und Ostern.
Die neue Heimat
Zahlreiche Dörfer waren neu erstanden. Die Größe der einzelnen Dorfgemarkungen bemaß sich nach der Anzahl der Ansiedler. Das französische Dorf Triebswetter, 1772 gegründet, hatte z. B. für 200 Bauern ein Hottergebiet von insgesamt 6.059 Katastraljoch (= 96.944 Quadratklafter). Die Vollbauern erhielten in der Regel eine ganze Ansässigkeit: 1/2 Joch Hausplatz, 1/2 Joch Tretplatz, 24 Joch Ackerland (Dreifelderwirtschaft: Sommer-, Winterfeld und Brachland) und 6 Joch Wiesengrund. Daneben gab es auch noch „halbe Ansässigkeiten“. Grundbesitzer blieb immer der Staat, die Nutzungsrechte hatte der Bauer. Feld und Haus durften nicht getrennt und nur zusammen in Erbpacht vererbt werden. Die fleißigen Kolonisten erwirtschafteten schon bald einen angemessenen Wohlstand und der Kontakt zum Mutterlande ging allmählich verloren. Im Vorfeld der französischen Revolution flüchteten nochmals zahlreiche „Franzosen“ in das Banat (wie auch der geistliche Anton Bonnaz und sein Neffe Alexander Bonnaz aus Chalex, Dep. Ain nach Triebswetter) und fanden Aufnahme in den „Franzosendörfern“. Im Banat hat es nie rein französische Kolonistendörfer gegeben. Jedes „Franzosendorf“ hatte neben der Lothringergasse, der Luxemburgergasse auch eine Gasse mit einer kleinen deutschen Minderheit, die zum Teil auch französisch sprach.
Die Siedlungen erhielten deshalb auch Priester, die beide Sprachen beherrschten. In den Schulen gab es den Unterricht zweisprachig. Ab ca. 1800 wurden die „Franzosendörfer“ immer mehr von Deutschen besiedelt und selbst hochbetagte Greise sprachen um 1830 nur noch einige Brocken französisch.
Rückbesinnung im Mutterlande an die „Franzosen“ im Banat
Erst 1835 erwachte das Interesse des Mutterlandes an den Nachfahren der französischen Kolonisten wieder. Französische Orientreisende (Publizisten und Gelehrte), deren Weg durch das Banat führte, berichteten über die welschlothringischen Siedlungen die sie besucht oder in denen sie Übernachtet hatten. Als einer der Ersten berichtete Baron Charles d`Haussez 1835 über die Franzosendörfer. Der Baron befand sich auf der Durchreise in den Orient. Nach ihm machte Prinz Heinrich von Artois, Herzog von Chambord-Bourgon in Triebswetter Station, ebenfalls auf der Durchreise in den damals so aktuellen Orient. Der Prinz hatte das Prädium Toba und die von französischen Kolonisten gegründeten Siedlungen:
St- Hubert (ursprüngl. 75 Ansiedler)
Charleville (ursprüngl. 62 Ansiedler)
Seultour (ursprüngl. 62 Ansiedler)
Mastort und Heufeld für 1,3 Millionen Gulden erworben und bis zu seinem Tode 1883 als Gutsherr besessen.
Im Jahre 1876 unternahm Professor Louis Hecht von der Universität Nancy eine Studienreise zu den Franzosen im Banat. Er war enttäuscht darüber, daß ab Mitte des 19. Jahrhunderts im Banat nirgends mehr Französisch gesprochen wurde und die französischen Familiennamen fast alle verballhornt waren.
Bis 1944 lebten in den ehemaligen französischen Dörfern des Banats zahlreiche Nachkommen der Kolonisten aus Deutsch- und Französisch-Lothringen, aus dem Elsaß, aus Luxemburg und Südbelgien (Provinz Luxemburg). Viele „Franzosen“ wurden nach dem 2. Weltkrieg vertrieben und in alle Winde zerstreut. Etwa 7000 wurden in Frankreich aufgenommen und dort in 20 Departements zerstreut angesiedelt. Nur in La Roque-sur-Pernes bei Avignon besteht eine einzige in sich geschlossene „donauschwäbische“ Siedlung.
Die in Rumänien zurückgebliebenen Banater Deutschen hingegen wurden unter dem Vorwand, sie hätten mit dem Feind in verräterischer Weise zusammengearbeitet, enteignet und verschleppt.