Die Coronapause und der Geist der Zeit haben der Ulmbacher Gemeinschaft schwer zugesetzt. Und trotzdem, oder gerade deshalb: Am 25.Juni 2022 wurde die 37. Kirchweih in Rechberghausen gefeiert.
Die Banater Schwabenkapelle unter der Leitung von Peter Pohl, die Sunshine Band mit Hilde und Werner Maurer, der Coro Piccolo mit der Dirigentin Brigitte Haneklaus und dem Organisten Winfried Janke, 35 Trachtenträger in Festtags-, Musiker- und Kindertracht bildeten den festlichen Rahmen der Kirchweih. Viele fleißige Helfer hatten bereits am Freitag den Saal der TV-Halle bestuhlt und mit dem traditionellen Maibaum geschmückt.
Bei der Kirchweihtanzprobe am Freitagabend, stand das Vortänzerpaar schnell fest. Maximilian Kupi und Ines Rieger wurde diese Ehre zuteil.
Am Samstag, dem Festtag, gingen die beiden der Trachtenreihe voran. Es war eine kurze Reihe. Die Ulmbacher Fahne war, mangels Fahnenträger, nicht dabei. Und trotzdem waren alle erleichtert, dass man wieder Kirchweih feiern konnte.
Die Marschmusik spornte die gute Laune an. Die glitzernden Hüte der Männer, die weißen Röcke und blauen Brusttücher der Frauen, strahlten mit dem Sonnenschein um die Wette. Am Straßenrand hätte es noch Platz für viele Zuschauer gegeben. Diejenigen, welche gekommen waren, geizten nicht mit Applaus und aufmunternden Zurufen- vor allem für die kleinen Trachtenkinder.


Der Festgottesdienst, zelebriert von Pfarrer Reiner Stadlbauer, stand als erstes auf dem Programm. Trachtenträger lasen die Fürbitten. E.Beck richtete tiefgründige Worte an ihre Ulmbacher: „Wir Ulmbacher gedenken mit diesem Gottesdienst unserer Kirche, unserer Gemeinschaft und unserer alten Heimat. Man kann gut eine neue Heimat finden und dort in neuen Gemeinschaften leben, ohne die alte Heimat zu verleugnen. Dabei ist das vielen Familien gut gelungen und das mitgebrachte Kulturgut ist in der neuen Gesellschaft, als absolute Bereicherung, eingeflossen. Heimat ist – im heutigen Europa, ja auf der ganzen Welt, mit den vielen Flüchtlingen – zu einem beflügelten Wort geworden. Fest steht: Wer Heimat verloren hat, kann tiefe Empathie für die vielen Menschen auf der Flucht empfinden. Die meisten der hier Anwesenden, haben Ulmbach vor über 30 Jahren verlassen. Im Gepäck, im Kopf und im Herzen, ist die Ulmbacher Zeit mitgereist und beeinflusst unser aller Leben bis heute. Geschichte lässt sich nicht abschütteln. Solange wir leben, werden uns diese Erinnerungen begleiten. Man kann dem Leben nicht mehr Tage, aber jedem einzelnen Tag mehr Leben geben. Heute wollen wir uns einander einen lebensfrohen Tag gestalten.“
Und so sollte es dann wirklich kommen: Auf dem Kirchplatz wurde Pfarrer und Kirchengemeinde mit dem traditionellen Spruch des Vortänzers, bei einem Gläschen Wein und einem Ständchen der Blaskapelle, zur Feier eingeladen.

Vor dem Rathaus gab es ein weiters Ständchen. Bei der Hitze waren alle Erfrischungsgetränke willkommen. Franz Mersdorf, Helmuth Christian, Franz Mittler, Peter Franz, … hatten alle Hände voll zu tun, um den Durst der Gäste zu löschen. Zum Tanzen war es zu heiß. Frau Bürgermeister Claudia Dörner wurde zum Fest eingeladen. Sie begrüßte die Gäste mit einem neckischen Reim: „…Heute sind alle auf den Beinen, von den Ergrauten bis zu den Kleinen… …Ihr Musiker sollt euer Bestes machen, spielt so, dass die Gäste froh sind und lachen. Spielt heute und morgen, spielt immer wieder, dann kommt Kirchweih nächstes Jahr wieder…“ In den Zug der Trachtenträger reihten sich Ehrengäste und Besucher.

Bei flotter Marschmusik ging es weiter zur TV-Halle.
Hier nahmen die Trachtenpaare Aufstellung um den Maibaum. Die Gäste und Ehrengäste wurden begrüßt. Aus der alten Heimatgemeinde kam Bürgemeister Gabriel Dragan mit Gattin. Außerdem war auch Simona Michai gekommen. Sie bindet seit einigen Jahren den Maibaum, welcher von den HOG Ulmbach jährlich vor dem Rathaus in Peciu-Nou gesetzt wird. Frau Claudia Dörner wurde als die Bürgermeisterin des Ulmbacher – Kirchweih – Wahlheimatortes willkommen geheißen. Elfriede Beck mahnte: „Das Kirchweihfest sei nicht nur das Fest aller Aktiven und das aller anwesenden Gästen, nicht nur Fest ihrer Familie und schon gar nicht ihr Fest. Nein, es ist auch das Kirchweihfest derer, die heute nicht dabei sind. Die Terminänderung fand auf Wunsch der jüngeren Generation statt, wegen den Schulferien. Aber das hat wohl auch keinen Zuwachs gebracht.“
Weiter hieß es in der Ansprache: „Viel Gäscht, viel Ehr! Wo sind die Gäscht und die Trachtenträger? Wo bleibt die Ehre für dieses Fest? Wer soll, bei den sinkenden Mitgliederzahlen, dieses Brauchtum in die Zukunft tragen? Vielleicht müsste das Kirchweihfest das Herz aller Ulmbacher erreichen, um die innere Verbundenheit stärken zu können. Vielleicht müsste unser aller Motto lauten: Ich bin Ulmbacher! Ich gehöre dazu, ich mache aktiv mit!! Ein Weg zum Fortbestand unserer HOG wäre die Verjüngung des Vorstandes. Darum bemühen wir uns seit mehreren Jahren. Angesprochene gaben uns negative Antworten. Freiwillige sind keine an uns herangetreten. Es dürfte jeder mitmachen. Schauen wir uns doch mal um…! Sieht so das Ende der Ulmbacher Kirchweihfeste aus? Oder gibt es ein: Und dann erst recht!
Moden kommen und gehen! Stil ist unvergänglich! (Der kleine Prinz – Saint-Exupéry) Dieser Trachtenstil ist an die alte Tradition in der Heimat unserer Vorfahren gebunden. Heimat muss man aber bestellen- wie einen Garten pflegen, um Ernte einzufahren / genießen zu können- um nicht in der Anonymität verloren zu gehen.
2022 wird die Ulmbacher Kirchweih- Geschichtsschreibung noch einmal weitergeführt.
Daher versuchen Sie heute so viel Nähe wie möglich zu erfahren, um die Zukunft kraftvoll angehen zu können.“

In einem Grußwort hieß Frau Claudia Dörner alle Besucher des Festes- ob von nah oder fern- herzlich willkommen! Dabei bedankte sie sich bei allen Aktiven, den Mitgestaltern! Ihnen zollte sie Lob und Anerkennung. Sie dankte auch dem Turnverein, mit seinem Vorstand Alexander Göser, sowie der Gemeinde. Ohne deren Unterstützung könnte Kirchweih in dieser Form nicht abgehalten werden. Frau Bürgermeisterin Dörner betonte, wie gut es doch für die Seele sei, dass man sich nach Corona wieder treffen kann, Gemeinschaften pflegen darf. Auf Traditionsfeste kann man stolz sein. Denn in der heutigen Zeit, wo Kriegs Geschehen den Weltfrieden bedrohen, ist friedliches füreinander und miteinander wichtiger denn je. Frau Dörner weiß, wie sehr die Ulmbacher in ihrer Geschichte mit dem Thema Heimat konfrontiert worden sind, sie weiß aber auch, dass viele Ulmbacher rund um Rechberghausen/ in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben. Sie lobte die Tradition und regt an, diese zu schätzen, zu bewahren, zu pflegen! Einen besonderen Dank richtete sie an Elfriede Beck, deren Familie und an das gesamte Organisationsteam. Sie haben es wieder geschafft, die Ulmbacher Kirchweih nach Rechberghausen zu bringen.
Herr Bürgermeister Dragan fühlt sich wohl in Rechberghausen, bei seinen ehemaligen Dorfbewohnern und vor allem beim Kirchweihfest. Da ist er mit ganzem Herzen dabei. So lädt er die Ulmbacher für das kommende Jahr ein, Kirchweih in ihrer alten Heimat zu feiern. Natürlich soll auch Frau Bürgermeister Dörner mitkommen. Er würde sich jedenfalls riesig freuen.
Peter Rieser, der HOG Vorsitzende, bedankte sich für die Einladung und versprach, alle Hebel in Bewegung zu setzten, dass es zu dieser HEIMFAHRT der KIRCHWEIH kommen wird. Mit aller größter Freude haben die Anwesenden das neue Heimatblatt in Beschlag genommen. Peter Rieser hat es gestaltet und einen großen Teil des Inhalts verfasst, oder mindestens bearbeitet. Herzlichen Dank! Es ist ein richtiges Meisterstück!! Gratulation, die Leser werden es verschlingen!
Der Tradition folgend, wurde anschließend der Kirchweihtanz getanzt. Ehrfurchtsvoll, gediegen, fast schwermütig klingt die Melodie. Mit dem Tanz drehten sich nicht nur die wenigen Trachtenträger im Kreis, sondern es drehten sich auch die Gedanken und Gefühle der Anwesenden und führten dorthin zurück, wo der Ursprung dieser Gemeinschaft liegt… Respekt den Tänzern!! Hut und Tuch „Verletzetieren“ konnte man nicht, daher entschied das Los. Helmuth und Gerlinde Schwarz gewannen den Preis und kamen so zu einem Ehrentanz. Schon am Vormittag hat eine Männergruppe beim Kegelwettbewerb um den „Bock gescheiwelt“. Gewinner waren alle Beteiligten! Sie haben Gemeinschaft erfahren und genossen. Sieger aber waren, Herbert Seeger (86 Holz), Stefan Gelsinger (86 Holz), Manfred Merstorf (89 Holz). Einen Punkt mehr erreichte Peter Franz. Er bekam keinen Bock, aber einen Geschenkkorb. Diesen üppigen Korb spendete Johanna Christian. Die „Hütte“ brannte, beim beliebten „Eckstückle“. Alle tanzten und hüpften im großen Reigen. Es wurde gejauchzt und „hodwot“ gerufen. Die Kapelle wiederholte die Melodie und trieb die Stimmung auf die Spitze! Die Musiker bekamen viel Lob und Anerkennung für ihren gesamten Auftritt, waren sie doch der Garant für dieses gelungene Kirchweihfest. Man kann nur gratulieren und ihnen zurufen: Kompliment!! Weiter so!!! Am Abend spielte die Musik für die jüngere Generation. Die Sunshine Band lockte mit bekannten Schlagern, Tanz Hits in deutscher, aber auch rumänischer Sprache. Die Tanzfläche war bis weit nach Mitternacht gefüllt. „Bis bald, auf Wiedersehen…“, sangen am Schluss alle mit. Wann und wo das sein wird, steht noch nicht fest. Klar ist aber allen, dass sich der Aufwand in der Organisation und der Finanzierung so nicht tragen. Wie soll es wirklich weiter gehen?
Für die Aktiven ging es gleich am nächsten Morgen weiter. Die Halle musste geräumt und dem Turnverein besenrein übergeben werden. Diesmal waren viele Helfer gekommen. Es war in kürzester Zeit alles aufgeräumt und entsorgt. Anneliese Milles hat ihre Blumensträuße wieder verpackt, Frank Mittler hat den Maibaum zerlegt, … Danke allen! Den abschließenden Frühschoppen hatten Karin und Franz Mittler, Marianne und Peter Franz und Erich Anheuer hervorragend durchorganisiert. Die Ulmbacher Bratwürste (Original aus Nürnberg, von Helga Merstorf, über Anna und Hans Stuhl geliefert) waren diesmal sogar ausverkauft.
Gemütlich ist man dann noch lange zusammengesessen. Man hat Pläne für eine Zukunft geschmiedet. Eine KERWEI WhatsApp Gruppe wurde gegründet. Der Administrator, Raphael Stuhl, stieg noch vor Ort in sein Amt ein! Sogar Sponsoren für die Kirchweih meldeten sich: Anneliese Tussing (50,-€), Helmuth Seeger (50,-€), Bauer Hans (100,-€) Herzlichen Dank! Jeder Euro zählt.
Und jetzt? „Die Kerwei hot a Loch“ (Das heißt, sie ist beendet)